Sonntag, 10. März 2024

Risshō Kōsei-kai (RKK) - Neuzeitliche Religionsstiftung

1) Einleitung

 Als klassisches Ursprungsland neuzeitlicher Religionsstiftungen gilt Japan.[1] „Nach ihrer Herkunft sind viele dieser Neubildungen synkretistisch; ein Großteil ist überwiegend shintoistisch und/oder budddhistisch geprägt; ein geringer Teil vorwiegend christlich beeinflusst.“[2] Heute soll ihnen etwa die Hälfte der Bevölkerung angehören, was bei der Religionsstatistik Japans nur dadurch erklärbar ist, dass viele Japaner sich zwei oder mehreren Religionen zugehörig fühlen.[3]
In diesem Essay werde ich die Geschichte und Entwicklung der Risshō Kōsei-kai von der Gründung am Vorabend des zweiten Weltkrieges bis hin zur aktuell zweitgrößten buddhistischen Laienorganisation Japans darstellen. Der Aufstieg und das Ansehen der Risshō Kōsei-kai basierte vor allem auf den charismatischen Einsatz ihrer beiden Gründer, Nikkyō Niwano und Myōkō Naganuma. Die Biographien der beiden stehen also im engen Kontext zur Risshō Kōsei-kai selbst, wodurch eine Darstellung dieser unabdingbar und notwendig für das Verständnis der Historie der Risshō Kōsei-kai ist, entsprechend werde ich darauf eingehen.
 Die Philosophie und religiöse Praktiken werde ich nur ganz am Rande erwähnen, da eine entsprechende Betrachtung den Rahmen dieses Essays überziehen würde.
 
2) Die Entstehung und Entwicklung der Risshō Kōsei-kai

Die Risshō Kōsei-kai (RKK) wurde am 5.  März 1938 in Tokio von rund dreißig Frauen und Männern gegründet, die sich um Nikkyō Niwano, dem späteren Präsidenten der Vereinigung, und Myōkō Naganuma, seiner Stellvertreterin geschart hatten.[4]
Zu einem besseren Verständnis der Bewegung werde ich zunächst auf die Biographien ihrer beiden Gründer eingehen und damit deren Bedeutung für die Organisation aufzeigen, um nachfolgend die historische Entwicklung der RKK bis in die heutige Zeit darzustellen, wobei ich neben etwaiger Sekundärliteratur auch auf die geschichtliche Selbstdarstellung der RKK zurückgreifen werde.

2.1) Biographie der Gründer

Die Literatur über den Lebensweg der beiden Gründer basiert im wesentlichen auf zwei Autobiographien, die Nikkyō Niwano als er bereits Präsident der RKK war, geschrieben hat.[5] Myōkō Naganuma selbst hat keine schriftlichen Aussagen über ihr Leben hinterlassen[6]
Wie sich zeigen wird, stammten beide aus ärmlichen Verhältnissen, nichtsdestotrotz entwickelten sie sich zu charismatischen Führungspersönlichkeiten.

 2.1.1) Nikkyō Niwano

Zunächst durch seinen Fleiß und seine Intelligenz, später durch seine heilerischen Fähigkeiten und Ausstrahlung, entwickelte sich Nikkyō Niwano zum Stifter und folgend ersten Präsidenten der mittlerweile zweitgrößten buddhistischen Laienorganisation Japans.
 
2.1.1.1) Herkunft und Leben

„Nikkyo Niwano wurde 1906 in dem Gebirgsdorf Suganuma in der Präfektur Niigata in Nordjapan geboren.“[7] Sein ursprünglicher Vorname war Shikazo. „Er entstammte einer Bauernfamilie mit insgesamt  sechs Kindern, die immer genug zum Leben hatte, aber keine Reichtümer anhäufen konnte.“[8] „Die Bauernfamilie Niwano gehörte seit vielen Generationen der Soto-Sekte des Zen-Buddhismus an, war sehr geachtet und bei anderen Dorfbewohnern beliebt“[9]  Nach Abschluss der Grundschule musste Niwano der Dorfsitte entsprechen, die keine weitere Schullaufbahn vorsah.[10] Jedoch besuchte er neben der Feldarbeit eine Abendschule, um sich das Pensum der Mittelschule anzueignen.[11]
„At the age of 17 he tried to earn his own money in Tokyo and worked at a rice trading shop.”[12] „The Great Kantō Earthquake of 1923 destroyed all his Tokyo-oriented perspectives, and he returned to his family, to stay there in his home village Suganuma and be with his sick mother until her death."[13] „He found his way back to Tokyo in 1925 and  took up employment with a gardener and finally with his son, a charcoal trader who appreciated his services for Niwano’s wit, loyalty to company rules and his efficiency and who, in turn, was highly appreciated by the young Shikazō.[14] Niwanos’s master, Ishihara Yoshitarō, was a member of Wagakuni Shintoku-sha and persuaded the young Niwano to also get involved in the organisation which focused on an astrological system of rokuyō (six days) and shichishin ( seven gods) which had been imported from China in the 14th century and was used to determine good and bad days for activities.[15] „Niwano was not really a passionate follower of the system but in charge of the business side.”[16]
„Am 1. Dezember 1926 tritt Niwano in die japanische Marine ein, wo er drei Jahre lang bleibt.“[17] Seine Begabung zeigte er darin, dass er eine Zwischenprüfung während der Grundausbildung als Bester von 196 Anwärtern absolvierte.[18] Seine Vorgesetzten schätzten seine Persönlichkeit und Führung, wodurch er befördert wurde und im weiteren Verlauf Besatzungsmitglied des kaiserlichen Flaggschiffs wurde.[19]
„Ab Dezember 1929 arbeitet er wieder bei seinem früheren Arbeitgeber Ishihara in Tokio, der mittlerweile einen Laden für eingelegtes Gemüse betreibt.“[20] „He married his master’s maid Sai and established his own shop in Nakano on the western outskirts of Tokyo.”[21] „During this time Niwano deepened his interest in astrological matters and furtune-telling.”[22] „Doch noch immer nimmt er die Weissagung einer Schamanin nicht ernst, die ihm bereits 1926 prophezeit hatte, daß er später eine neue Religionsschule gründen werde, die große Bedeutung erlangen sollte.“[23] As his eldest daughter was suffering from a disease of the ear Niwano started to consult Tsunaki Umeno, a shaman of Tengu Fudō living close by, and to follow the ascetic practices of that shaman.[24] „After some time he was even offered to join Ms. Tsunaki and etablish an esoteric centre for ascetic practices which he declined.”[25] „Looking back in his autobiography he paralleled this part of his way to the way of the Buddha who, as well, after having gone through ascetic practices without compromise and without success, had found the real ‘middle way’ of  Buddhism.”[26]
When also his second daughter fell ill without hope of being healed, Niwano happened to meet a woman called Iizuka who invited him to the Buddhist lay movement Reiyūkai.[27] „Iizuka told him that failing to become a member would mean misfortune for his family.”[28] „He contacted the Reiyūkai district person in charge.”[29] „That person, Arai Sukenobu, introduced him to the activities of Reiyūkai and made him become a faithful member of that group.”[30] „The two daughters were healed, and Niwano got more and more involved in Reiyūkai activities.”[31] „Da er kaum noch zu Hause war und deshalb zwangsläufig seine Familie und sein Geschäft vernachlässigte, wechselte er die Branche: Er gab den Gemüsehandel zugunsten eines Milchgeschäftes auf, das seine Anwesenheit nur noch während der Morgenstunden erforderte.“[32] „He used his relation to costumers to propagade the group and make new members.”[33] Hierbei traf er Myōkō Naganuma, deren Leben und Bedeutung ich im nach folgenden Kapitel darstellen werde. Sie wurde schnell zur seiner eifrigsten Mitarbeiterin, und  an ihrem ersten gemeinsamen Missionstag bekehrten die beiden 50 Menschen, die spontan der Reiyūkai beitraten.[34] Dies zeigt, welche Ausstrahlung die beiden gehabt haben mussten.
Auf die ursächlichen Gegebenheiten der Gründung der RKK werde ich in Kapitel 2.2.1) eingehen.
Nach Ende des Krieges stellte Niwano seine gesamte Energie in den Dienst des Aufbaus der RKK.[35] In den 50er Jahren begann er seine Gedanken schriftlich festzuhalten, und 1959 erschien sein erstes Buch, bei dem es sich um einen Kommentar zum Lotus Sutra handelt.[36] Danach folgten jedes Jahr ein oder zwei weitere Bücher.[37]
„He became involved in interfaith activities and helped to found the World Conference of Religions for Peace in 1970.”[38] 1979 wurde ihm der Templeton Foundation Prize for Progress in Religion verliehen in Annerkennung seiner Bemühungen um den interreligiösen Dialog.[39] Darüber hinaus galt er als kompetenter Gesprächspartner für Friedensfragen: So sprach Niwano im Juni 1978 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York zum Thema Abrüstung, wobei er sich für die totale Abrüstung aussprach.[40] Außerdem traf er sich mehrere Male mit dem jeweiligen Papst in Rom: Das erste Mal mit Papst Paul VI. im Herbst 1963, dem er noch öfter begegnen sollte.[41] Auch bei Johannes Paul II. war Niwano zu Gast.[42]
 
Niwano war Vater von sechs Kindern und mehrfacher Großvater.[43] „In 1991 he stepped down as president and was succeeded by his eldest son, Nichiko Niwano.”[44] Although retired, he continued to participate in interfaith and peace activities.”[45] In 1992 he was made a Knight Commander with the Silver Star of the Order of St. Gregory the Great by the Vatican.”[46] In 1993 Niwano was awarded the Interfaith Medallion from the International Council of Christians and Jews.[47] Er verstarb am vierten Oktober 1999.

2.1.2) Myōkō Naganuma

„In der ersten Periode der Geschichte der RKK war Myoko Naganuma eine prägende Persönlichkeit.“[48] „Ihre Art Menschen anzusprechen, sowie ihre schamanistischen Fähigkeiten haben sicherlich entscheidend dazu beigetragen, daß die RKK sich zu einer Massenbewegung entwickelt hat.“[49]

2.1.2.1) Herkunft und Leben

Myōkō Naganuma wurde 1898 als sechste Tochter eines Bauern in Shidami in der Saitama Präfektur geboren.[50] Ihr ursprünglicher Vorname war Masa.[51]  „Ihre Vorfahren gehörten der Klasse der Samurai an, aber ihr Vater verlor Haus und Land und damit auch den Samurai-Status.“[52]  „After her mother’s death the six-year-old Masa was given to her uncle who made her work for her livelihood from morning through evening.”[53] Im Alter von 16 Jahren zog sie nach Tokyo, wo sie durch die harte Arbeit in einer Munitionsfabrik gesundheitliche Probleme bekam.[54] „At the age of 26 she got married to a man with a dissolute lifestyle, who visited brothels, so she left him taking with her daughter who died shortly afterwards.”[55] In Tokio heiratete sie erneut, diesmal einen Eisverkäufer, und eröffnete einen Laden, in dem sie Süßkartoffeln verkaufte, wodurch sie ihre Familie einigermaßen ernähren konnte.[56] „Again and again being thrown down by her illnesses she sought deliverance in religious groups as her budget did not allow a conventional medical treatment.”[57] „She became a member of Tenrikō, yet did not find any help there and was finally positively impressed by her milkman, Niwano, who invited her to Reiyūkai.”[58] Dort wurde sie Mitglied des Arai-Zweiges der Reiyūkai und begann sich zusammen mit Niwano, in der Missionsarbeit zu engagieren.[59] „Bereits zu dieser Zeit entwickelte sie mit Hilfe asketischer Übungen geistige Fähigkeiten, die die aus der Masse der Reiyukai-Gläubigen heraushoben.“[60]
Arai unterrichtete sie in hatsuon, einer Übung, in der das Medium in Trance fällt, und so zum Sprachwerkzeug der Götter oder Buddhas wird.[61] Nach etwa einem Jahr wird Frau Naganuma in der Reiyūkai offiziell als qualifiziertes Medium für hatsuon anerkannt.[62] „Durch diese Fähigkeiten erwarb sie sich nach der Gründung der RKK besonders unter Frauen großes Ansehen.“[63] Sie wirkte 19 Jahre als Vize-Präsidentin der RKK und verstarb nach langer Krankheit am 10. September 1957 im Alter von 68 Jahren.
„Des Todestages von Myoko Naganuma wird in der RKK am 10. jedes Monats gedacht“[64] Darüber hinaus wird jedes Jahr am 10. September in der Großen Kulthalle eine Gedenkfeier zu Ehren der toten Leiterin gehalten.[65]
„Ihr Werdegang, ihr Leben in Armut und Krankheit und ihre spirituellen Fähigkeiten werden den Mitgliedern als Spiegel vorgehalten, in dem sie sich selbst wieder finden können.“[66] Besonders für ältere Mitglieder, die ähnliche Lebenserfahrungen gemacht haben, bot und bietet Myōkō Naganuma eine Identitätsfigur.[67] „Sie hatte viel zu erleiden, doch sie konnte das Leid überwinden und den Weg einen bodhisattva gehen, indem sie auch die Leiden der anderen auf sich nahm.“[68] Diese Aufopferung spielt eine bedeutsame Rolle in der japanischen Religiosität.[69] Myōkō Naganuma wird nicht nur in eine Reihe mit Shakyamuni, Buddha und Nichiren, den beiden zentralen Persönlichkeiten des Nichiren-Buddhismus, gestellt, ihr ganzes Leben und Sterben bekommt in Bezug auf die Leiden der Mitglieder auch einen Opfercharakter.[70] „Während sich die Aussagen Shakyamuni Buddhas, aber auch die Nichirens, in erster Linie auf die Erkenntnis der ersten der vier edlen Wahrheiten, daß alles Leiden ist, beziehen, hat Myoko Naganuma die Leiden der Mitglieder der RKK in den Augen der Gläubigen leiblich auf sich genommen und ist für sie gestorben.“[71] Auch nach ihrem Tod ist Myoko Naganuma den Mitgliedern gegenwärtig, dann sie wird als bodhisattva und als ikibutsu verehrt.[72]

2.2) Geschichte der Risshō Kōsei-kai

In einem Informationsheft über die RKK, das 1982 von der Organisation herausgegeben wurde, wird die Geschichte der Religionsgemeinschaft in drei Perioden aufgeteilt, die jeweils durch bestimmte Schwerpunkte religiöser Aktivität  gekennzeichnet sind.[73] „Die drei Perioden werden als Stadien des Wachstums gedeutet.“[74] „Sie spiegeln eine innere Entwicklung der RKK wieder.“[75] Die erste Periode beginnt mit der Gründung der RKK 1938 und endet 1957.[76] „In den Schriften der RKK wird sie als “Zeit der taktvollen Lehre“ bezeichnet.“[77]  „Am 5. Januar 1958 beginnt die zweite Periode, die ebenfalls 20 Jahre bis 1977 dauert und in der RKK “Zeit der Manifestation der Wahrheit“ genannt wird.“[78] „Im Januar 1978 ruft Niwano die dritte Periode aus unter dem Titel “Zeit der unbegrenzten Manifestation des Mitleids.“[79] Anhand dieser drei Perioden werde ich chronologisch die Geschichte und Entwicklung der Risshō Kōsei-kai bis hin in die Gegenwart darstellen.

2.2.1) Zeit der taktvollen Lehre

„Risshō Kōsei-kai was foundet on 5 March 1938, in the house of Naganuma, and the headquarters were established in a room of Niwano’s house.”[80] „Die Gründungsmitglieder der Vereinigung kamen geschlossen von einer anderen japanischen Bewegung von Laienbuddhisten, der Reiyukai, da ihrer Ansicht nach dort die religiösen Positionen der Gruppe nicht entschieden genug gelebt wurden.“[81] „Der Grund, warum sich die Rissho Kosei-kai trennte und selbstständig machte, lag in der Ablehnung der Vorträge, die Sukenobu Arai über das Lotus-Sutra hielt, und in einer Neigung ihrer Leiter, dieses Sutra bei der Verbreitung der Lehre auszuschließen.“[82] Niwano war mit der Propagandaform der Reiyukai nicht einverstanden, gerade weil er das Lotus-Sutra schützen und verbreiten wollte, und
bald erkannte er, dass ihm dies nur durch eine neue Organisation möglich sein würde.[83] Am Tag der Gründung änderten Niwano und Naganuma ihre Vornamen.[84]
Im Jahr der Gründung der RKK befand sich Japan aufgrund seines durch den Nationalismus forcierten Bestrebens, eine Hegemonialmacht über Südostasien zu werden, sowohl außen- als auch innenpolitisch in einer schwierigen Position. Bereits 1931 begann die japanische Besetzung der Mandschurei, die ab 1937 zu einem Krieg gegen China entwickelte. Infolgedessen folgten Wirtschaftssanktionen gegen Japan, die gemeinsam von Großbritannien und den USA verhängt wurden. Das industrialisierte Japan mit seiner damaligen Bevölkerung von 90 Millionen Menschen war abhängig von Rohstoffen wie Kupfer- und Eisenerz, Gummi und Erdöl, deren Lieferung 1938 schon ein Jahr ausgeblieben waren.[85] Die zunehmende wirtschaftliche Not führte zu einer wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung, die jedoch durch die Regierung in Schach gehalten wurde.[86] Im Zuge dessen wurden auch Religionsgemeinschaften kritisch beäugt und einige davon aufgelöst, wie Omoto-kyo oder die Myodo-kai.[87] Den Gruppen die sich auf das Lotus Sutra beriefen, erging es besser, weil die Regierung darin eine Unterstützung für ihre Nationalistische Positionen sah, jedoch wurden auch diese Vereinigungen genau beobachtet.[88] Anhänger fand die Gruppe vor allem durch ihre beiden Gründergestalten, Nikkyō Niwano und Myōkō Naganuma, die ihre charismatischen Begabungen einsetzten, um Menschen in Not zu helfen: Nikkyō Niwano heilte Menschen, Myōkō Naganuma war sozial engagiert und verfügte über präkognitive Fähigkeiten, aufgrund derer sie gerne konsultiert wurde.[89] Der Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg im Dezember 1941 legte den Menschen neue Probleme und immer weitere Beschränkungen auf, so dass die RKK weitestgehend mit den sozialen Schwierigkeiten ihrer Anhänger und ihres Umfeldes befasst war.[90] Der Abwurf der beiden amerikanischen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 führte zur bedingungslosen Kapitulation Japans und stürzte das Land in eine tiefe Agonie.[91] „By the end of the war Risshō Kōsei-kai had grown slowly up to 1000 members, and only after the war it rapidly expanded, benefitting from the post-war situation of people being desolate and loneley and seeking support for body and soul.”[92] Schon 1949 war die Mitgliederzahl auf  über 22.500 Familien in 23 Zweiggemeinden gestiegen.[93] 1950 stieg diese Zahl auf über 50.000, wobei gesagt werden muss, dass nur eine Person pro Familie (meistens der Vater) als Mitglied registriert war.[94]                                                                            
 Der erste Abschnitt in der Geschichte der RKK reichte von 1938, dem Jahr der Gründung, bis 1957, dem Jahr als die Vizepräsidentin Myōkō Naganuma verstarb. „Dieser Zeitraum war von einer starken Expansion gekennzeichnet, also der Werbung neuer Mitglieder und der Errichtung von Zweiggemeinden in zahlreichen japanischen Städten.“[95] „In jenen zwanzig Jahren stand die Entwicklung einer eigenständigen Philosophie der Vereinigung also nicht im Vordergrund, stattdessen setzten die beiden Gründer ihre charismatischen Begabungen dazu ein, ihren Anhängern bei deren Alltagsproblemen zu helfen.“[96] Mit Hilfe dieser charismatischen Fähigkeiten sollten die Menschen für den Buddhismus interessiert und an ihn herangeführt werden.[97] „Aufgrund jener Eigenart der Gründungsära wird der Zeitraum von 1938 bis 1957 innerhalb der Rissho Kosei-kai als “Zeit der taktvollen Lehre“ bezeichnet; diese Klassifizierung weist nochmals darauf hin, daß die Anhänger allmählich an die sich erst ausprägende Lehre der Vereinigung herangeführt wurden.“[98] Am 24. Februar 1956 begann der Bau der Großen Kulthalle, wobei Niwano und Myoko den Ritus der Grundsteinlegung und die Reinigungszeremonie für das Grundstück vollzogen.[99]  

2.2.2) Zeit der Manifestation der Wahrheit

Die Zeit von 1958 bis 1977 wird als “Zeit der Manifestation der Wahrheit“ bezeichnet. Dies bezieht sich zum einen darauf, dass die religiösen Positionen der Bewegung ausformuliert und im starkem Maße publiziert wurden.[100] Zum anderen bezieht sich diese Bezeichnung darauf, dass die Rissho Kosei-kai eine Statue des Buddha Shakyamuni feierlich einschreinen ließ.[101] Bereits zur Grundsteinlegung der Großen Kulthalle hatte Niwano den Gedanken gefasst, eine erhabene Statue des ewigen Buddhas als Objekt der Verehrung in dieser aufzustellen.[102]
Die in Tokio befindliche Halle wurde im März 1964 vollendet und ist bis heute Stammsitz der RKK. „In the hall there is space for 5000 people.”[103] In the centre of the hall there is a mirror which reflects the practising visitors, meaning that each single visitor in the Great Sacred Hall is part of the very central point of the world and cosmos.[104]
Bereits 1960 waren 399.000 Familien Mitglied der RKK.[105]
In der zweiten Phase des Bestehens der Vereinigung trat eine Veränderung ein, nämlich dass nach dem Tod Myōkō Naganumas keine Prophezeiungen mehr geäußert wurden.[106] Nunmehr stand die Verehrung des Ewigen Buddha und die Verbreitung seiner Wahrheit im Mittelpunkt der Bemühungen der RKK.[107] In dieser Zeit begann die RKK sich vermehrt sozial und charitativ zu engagieren: Es wurden Krankenhäuser und Schulen gebaut, sowie Hilfsaktionen für Länder der Dritten Welt initialisiert.[108] Zahlreiche Publikationen über den Buddhismus, darunter auch die Werke Niwanos, wurden, auch in englischer Sprache veröffentlicht.[109] „Auch die Ausbildung der Leiter von Nachbarschafts- und Bezirksgruppen wurde in dieser Zeit verstärkt, so daß eine qualifizierte Betreuung der einzelnen Gesprächsrunden, Hoza genannt, möglich wurde.“[110] Wie schon erwähnt, engagierte sich Niwano und damit auch die RKK in jener Zeit angesichts des „Kalten Krieges“ sowohl interreligiös als auch international im zunehmenden Maße für die Friedensarbeit.

2.2.3) Zeit der unbegrenzten Manifestation des Mitleids und die Risshō Kōsei-kai heute

Die Zeit ab 1978 wird als „Zeit der unbegrenzten Manifestation des Mitleids“ genannt und dauert wider Erwarten nicht 20 Jahre sondern erstreckt sich bis in die Gegenwart. Zunächst sollte die Hauptaufgabe dieser Zeit darin bestehen, die buddhistische Wahrheit noch mehr als bisher der ganzen Welt zugänglich zu machen.[111] Niwano betonte dabei ausdrücklich, dass die Aktivitäten der dritten Periode im Grunde nichts Neues in der RKK sind, sondern dass die Organisation seit ihrer Gründung daran gearbeitet hat, ’so viele Menschen wie möglich durch das Gesetz des Buddha zu retten’.[112]
Die Ausrufung der zweiten Periode hatte scheinbar organisatorische Gründe, so dass die derzeitige Periode nur aus einem Ordnungsdenken heraus proklamiert wurde, um eine überschaubare Periodisierung der Geschichte der RKK zu gewährleisten.[113]
Entgegen dem eigenen Bestreben hat die RKK keine international verstärkten Missionsanstrengungen unternommen, obwohl es das Ziel dieser Periode war und ist, die buddhistische Wahrheit weltweit zugänglich zu machen.[114] Tatsächlich beschränkt sich die RKK darauf, ihre überseeischen Gemeinden zu betreuen.[115] Zudem jedoch unterhält die RKK weltweit Kontakt zu Einrichtungen die in Bezug auf interreligiösen Dialog und Friedensarbeit dieselben Ziele wie sie selbst verfolgten.[116] In der Berichterstattung der englischsprachigen Zeitschrift der RKK , der Dharma World, lässt sich erkennen, dass sich das Themenspektrum der Vereinigung seit Ende der 70er Jahre deutlich ausgeweitet hat: Standen früher wissenschaftliche Fragen, die mit der Geschichte und der Philosophie des Buddhismus zu tun hatten, und Artikel aus der Praxis der Seelsorge neben Beiträgen zum interreligiösen Dialog im Mittelpunkt, so beschäftigen sich die Autoren nunmehr auch mit theoretischen und praktischen Fragen des Umweltschutzes, mit Frauenfragen und dergleichen mehr.[117]
Wie schon erwähnt, übergab Niwano die Präsidentschaft 1991 an seinen Sohn Nichikō.
„In 2008 Rissho Kosei-kai International of North America was established due to growth of interest in the group in America and Canada and in the summer of 2009 the United States celebrated 50 years, holding a gathering in Las Vegas, Nevada, which President Niwano attended.”[118]
Von 1.640.000 Familien, die 1980 Mitglied der RKK waren, stieg die Zahl bis heute auf über 2 Millionen, wobei die Mehrheit in Japan lebt.[119] In Japan und etwa 20 anderen Ländern gibt es über 239 Vertretungen.[120]
Ich denke, dass die RKK auch in Zukunft weiter Zulauf erhalten wird, da insbesondere der Friedenscharakter dieser Religion anziehend wirkt. 

3) Anhang

3.1) Internetquellen
 
-http://en.wikipedia.org/wiki/Nikkyo_Niwano (eingesehen am 05.08.2012).
 
-http://en.wikipedia.org/wiki/Risshō_Kōsei_Kai (eingesehen am 05.08.2012)
 
3.2) Literaturverzeichnis      
 
-Nehring, Andreas: Rissho Kosei-kai. Eine neubuddhistische Religion in Japan, Erlangen 1992.
 
-Riffert, Gabriele: Ende oder Wende. Aktuelle Aufbruchsbewegungen in die neue Zeit angesichts des christlichen Zeitverständnisses, München 1994.
 
-Dehn, Ulrich: Risshō Kōsei-kai, in: Establishing the Revolutionary. An Introduction to New Religions in Japan (=BUNKA – WENHUA. Tübinger Ostasiatische Forschungen, Bd. 20)
hg. v. Klaus Antoni u. a., Münster 2011, S. 221-238.
 
-Geschichtliche Selbstdarstellung der Rissho Kosai-kai, in: Eine Religion für den Frieden. Die Rissho Kosei-kai für die Ökumene der Religionen (=Erlanger Taschenbücher, Bd. 23) hg. v. Rolf Italiaander, Erlangen 1973, S. 20-43.
 
-Figl, Johann: Neue Religionen, in: Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen, hg. v. Johann Figl, Innsbruck 2003, S. 457-484.
[1] Vgl. Figl, Johann: Neue Religionen, in: Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen, hg. v. Johann Figl, Innsbruck 2003, S. 457-484, S. 461.
[2] Ebd.
[3] Vgl. ebd.
[4] Vgl. Riffert, Gabriele: Ende oder Wende. Aktuelle Aufbruchsbewegungen in die neue Zeit angesichts des christlichen Zeitverständnisses, München 1994, S. 185.
[5] Vgl. Nehring, Andreas: Rissho Kosei-kai. Eine neubuddhistische Religion in Japan, Erlangen 1992, S. 19.
[6] Vgl. ebd.
[7] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 191.
[8] Ebd.
[9] Geschichtliche Selbstdarstellung der Rissho Kosai-kai, in: Eine Religion für den Frieden. Die Rissho Kosei-kai für die Ökumene der Religionen (=Erlanger Taschenbücher, Bd. 23) hg. v. Rolf Italiaander, Erlangen 1973, S. 20-43, S. 20.
[10] Vgl. ebd., S. 21.
[11] Vgl. ebd.
[12] Dehn, Ulrich: Risshō Kōsei-kai, in: Establishing the Revolutionary. An Introduction to New Religions in Japan (=BUNKA – WENHUA. Tübinger Ostasiatische Forschungen, Bd. 20)
hg. v. Klaus Antoni u. a., Münster 2011, S. 221-238, S. 221.
[13] Ebd. S. 221/122.
[14] Ebd. S. 222.
[15] Vgl. ebd.
[16] Ebd.
[17] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 192.
[18] Vgl. Rolf Italiaander (Hg.): a.a.O., S. 21.
[19] Vgl. ebd.
[20] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 192.
[21] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 222.
[22] Ebd.
[23] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 192.
[24] Vgl. Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 222.
[25] Ebd.
[26] Ebd.
[27] Vgl. ebd.
[28] Ebd,
[29] Ebd.
[30] Ebd.
[31] Ebd.
[32] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 194.
[33] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 222.
[34] Vgl. Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 194.
[35] Vgl. ebd., S. 196.
[36] Vgl. ebd.
[37] Vgl. ebd.
[38] http://en.wikipedia.org/wiki/Nikkyo_Niwano (eingesehen am 05.08.2012).
[39] Vgl. Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 197
[40] Vgl. ebd.
[41] Vgl. ebd.
[42] Vgl. ebd.
[43] Vgl. ebd., S. 196.
[44] http://en.wikipedia.org: a.a.O.
[45] Ebd.
[46] Ebd.
[47] Vgl. ebd.
[48] Nehring, Andreas: a.a.O., S. 41.
[49] Ebd.
[50] Vgl. ebd.
[51] Vgl. ebd.
[52] Ebd.
[53] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 223.
[54] Vgl. Nehring, Andreas: a.a.O., S. 41.
[55] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 223.
[56] Vgl. Nehring, Andreas: a.a.O., S. 41.
[57] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 223.
[58] Ebd.
[59] Vgl. Nehring, Andreas: a.a.O., S. 42
[60] Ebd.
[61] Vgl. ebd.
[62] Vgl. ebd.
[63] Ebd.
[64] Ebd.
[65] Vgl. ebd.
[66] Ebd.
[67] Vgl. ebd.
[68] Ebd,
[69] Vgl. ebd.
[70] Vgl. ebd., S. 43
[71] Ebd.
[72] Vgl. ebd.
[73] Vgl. Nehring, Andreas: a.a.O., S. 35.
[74] Ebd.
[75] Ebd.
[76] Vgl. ebd.
[77] Ebd.
[78] Ebd.
[79] Ebd.
[80] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 224.
[81] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 185.
[82] Rolf Italiaander (Hg.): a.a.O., S. 24.
[83] Vgl. ebd.
[84] Vgl. Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 195
[85] Ebd., S. 186.
[86] Vgl. ebd.
[87] Vgl. ebd.
[88] Vgl. ebd.
[89] Vgl. ebd.
[90] Vgl. ebd.
[91] Vgl. ebd.
[92] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 225.
[93] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 187.
[94] Vgl. Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 225.
[95] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 188.
[96] Ebd.
[97] Vgl. ebd.
[98] Ebd.
[99] Vgl. Rolf Italiaander (Hg.): a.a.O., S. 37.
[100] Vgl. Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 188.
[101] Vgl.  Ebd.
[102] Vgl. Rolf Italiaander (Hg.): a.a.O., S. 37.
[103] Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 232.
[104] Vgl. ebd.
[105] Vgl. ebd., S.225.
[106] Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 189.
[107] Vgl. ebd.
[108] Vgl. ebd.
[109] Vgl. ebd.
[110] Ebd.
[111] Vgl. ebd,
[112] Vgl. Nehring, Andreas: a.a.O., S. 87.
[113]  Riffert, Gabriele: a.a.O., S. 190.
[114] Vgl. ebd.
[115] Vgl. ebd.
[116] Vgl. ebd.
[117] Vgl. ebd.
[118] http://en.wikipedia.org/wiki/Risshō_Kōsei_Kai (eingesehen am 05.08.2012)
[119] Vgl. Dehn, Ulrich: a.a.O., S. 225.
[120] Vgl. ebd., S. 221.


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