Mittwoch, 10. Dezember 2025

Geschichte der Psychiatrie in Deutschland in den 1920er Jahren

Einleitung

Die Psychiatrie der 1920er Jahre in Deutschland stand unter dem Eindruck von Kriegsfolgen, gesellschaftlichem Umbruch und wissenschaftlichem Fortschritt. Die Weimarer Republik (1919–1933) führte politische Reformen und soziale Maßnahmen ein, die sich auch in der Psychiatrie auswirkten. Zugleich zeigten sich schon damals Spannungen zwischen humanitären Ansätzen und rassenhygienischen Ideologien. Diese Arbeit untersucht die zentralen Entwicklungen der Psychiatrie im Deutschland der 1920er Jahre, darunter die wichtigsten Institutionen, maßgebliche Persönlichkeiten, herrschende medizinische Theorien und Therapien, die gesellschaftliche Wahrnehmung psychisch Kranker, den Einfluss politisch-ökonomischer Umbrüche, frühe eugenische Tendenzen sowie wissenschaftliche Debatten und internationale Einflüsse.



Psychiatrische Institutionen und Versorgung

Nach dem Ersten Weltkrieg erfuhr die psychiatrische Versorgungsstruktur Modernisierungen, die allerdings regional sehr unterschiedlich waren. Einerseits entstanden neue Forschungs- und Klinikzentren. So wurde 1917 unter Emil Kraepelin in München die Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (DFfP) gegründet, um dem Mangel an Wissen über psychische Erkrankungen zu begegnen[1]. Dort entstand beispielsweise eine genealogisch-demografische Abteilung für psychiatrische Genetik unter Leitung von Ernst Rüdin (1874–1952)[2]. Auch Universitätskliniken wuchsen an Bedeutung, etwa in Berlin, Heidelberg, Frankfurt oder Leipzig; an vielen Standorten wurden Neupsychiatrie-Lehrstühle errichtet. In Berlin eröffnete 1920 das Psychoanalytische Ausbildungsinstitut (später Berliner Poliklinik) als erste Poliklinik mit kostenfreien psychoanalytischen Behandlungen[3].

Auf der Versorgungsebene blieben die Landes- und Reichsanstalten für Geisteskranke wichtigste Einrichtungen der stationären Betreuung. In diesen „Heil- und Pflegeanstalten“ wurden in den 1920er Jahren vielfach bauliche und organisatorische Reformen umgesetzt. So ersetzte man vielerorts die früheren engen Einzelzellen durch lichtdurchflutete Räume mit Wannenbädern und Wärmehallen, um ein besseres Klima zu schaffen[4]. Insbesondere wurde die Arbeitstherapie zentral: Gegen Ende der 1920er Jahre beteiligten sich in manchen Anstalten bereits 60–80 % aller Patienten an Beschäftigungsmaßnahmen[4][5]. Diese ergotherapeutischen Programme (z.B. Handwerk, Landwirtschaft, Gartenarbeit) dienten sowohl der Rehabilitation als auch der Kosteneinsparung. Allerdings zeigten sich regionale Unterschiede: Während in Einrichtungen wie Hamburg-Langenhorn bis 1930 knapp zwei Drittel der Insassen in die Arbeitstherapie eingebunden wurden[5], war andernorts der Ausbau häufig ungleich vorangeschritten.

Bedeutende Persönlichkeiten der Weimarer Psychiatrie

Mehrere Psychiater prägten in den 1920er Jahren fachliche Debatten und Praxis. Emil Kraepelin (1856–1926) setzte als Gründer der Münchner Forschungsanstalt wesentliche Akzente mit seiner klassifikatorischen Nosologie (Dementia praecox vs. Manisch-depressive Erkrankung), auch wenn sein Hauptwirkungszeitraum bereits vor den 1920er Jahren lag. Sein Schüler Ernst Rüdin (1874–1952) leitete in München die genetische Forschung (s.o.) und entwickelte sich zum führenden Vertreter der Erblichkeitsforschung und Rassenhygiene[2][6]. Rüdin war 1905 Gründungsmitglied der „Gesellschaft für Rassenhygiene“ und vertrat eugenische Theorien, die in der Endphase der Weimarer Republik verstärkt umstritten waren[6].

Der Freiburger Professor Alfred Hoche (1865–1943) gewann 1920 öffentliche Aufmerksamkeit, als er die „Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ forderte[7]. Zusammen mit Karl Binding verfasste er das 1920 erschienene Flugblatt “Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“, in dem er die Tötung Schwerstkranker zur Lastenminderung propagierte. Obwohl die Idee zu dieser Zeit vielfach abgelehnt wurde, weist sie auf frühe Abschiedstendenzen von der universalen Heilsverheißung der Psychiatrie hin.

Weitere wichtige Akteure waren Robert Gaupp (1870–1953), früher Heidelberger Schüler Kraepelins, der schon vor 1933 für Rassenhygiene eintrat[8], sowie die Praxisärzte Karl Bonhoeffer (1868–1948) und Otto Pötzl (1881–1955), die sich beispielsweise intensiv mit Kriegsneurosen und Sozialpsychiatrie befassten. Die Psychotherapeutenszene wurde vornehmlich von Psychoanalytikern wie Karl Abraham und Siegfried Bernfeld ergänzt, die – meist in Berlin – psychoanalytische Methoden verbreiteten[3]. Insgesamt war die Psychiatrie in dieser Zeit von einem heterogenen Personenbild geprägt, in dem medizinhistorisch zukunftsweisende Protagonisten (Kraepelin, Rüdin) neben einflussreichen Schriftstellern oder Laienpsychologen standen.

Vorherrschende Theorien und therapeutische Praktiken

Medizinisch dominierte weiterhin ein biologisch-psychologisches Modell psychischer Erkrankungen. Die Kraepelin’sche Nosologie (manisch-depressiv vs. Dementia praecox/Schizophrenie) galt vielen als Standard, wenngleich sie kontrovers diskutiert wurde. So rief etwa der Begriff Schizophrenie, 1911 von Eugen Bleuler geprägt, Debatten darüber hervor, wie sich „Hirn- vs. seelenbedingte“ Krankheitsursachen verhalten. In der Forschung standen Genetik (Erbfaktoren) und Neuropathologie im Vordergrund. Psychisch Kranke wurden vielfach als Ergebnis biologischer Dispositionen gedeutet. Dementsprechend setzte man organische Therapien ein: Neben weiterhin üblichen Verabreichungen von Beruhigungsmitteln (Bromide, Chloralhydrat, erste Barbiturate wie Luminal) wurde etwa bei generalisierter Paralyse die Malaria-Therapie angewandt (siehe Nobelpreis Würdigung 1927 für Julius Wagner-Jauregg). Schlafkuren, Kalium- oder Tuberkulintherapien waren weitere somatische Maßnahmen. Bereits etablierte physikalische Verfahren wie Wannenbäder, Wickel, Lichttherapie oder auch Hypnose gehörten zum Standardrepertoire der Anstaltsmedizin.

Parallel erlangten psychoanalytische Konzepte mehr Aufmerksamkeit. Freud’s Lehren fanden in den 1920ern wachsende Anhängerschaft: In Berlin wurde 1920 ein Psychoanalytisches Ausbildungsinstitut eröffnet, das kostenlose Therapien anbot[3]. Die Psychoanalyse versuchte, psychische Erkrankungen als Ausdruck unbewusster Konflikte zu deuten. Dennoch blieb sie unter den deutschen Ärzten umstritten; viele Psychiater betrachteten Psychoanalyse als unwissenschaftlich oder politisch bedenklich. Wirtschaftlich motivierte Therapieformen gewannen dagegen Gewicht: Durch den auf ökonomische Effizienz zielenden Zeitgeist etablierten sich Arbeits- und Beschäftigungstherapien. Diese wurden explizit als „aktive Krankenbehandlung“ propagiert, indem Patienten in Anstaltsarbeiten einbezogen wurden[9]. Ende der 1920er Jahre beteiligten sich in manchen Großanstalten bis zu 60–80 % der Insassen an solchen Programmen[4][5]. Zudem bemühte man sich mehr um eine frühe Wiedereingliederung: Frühentlassungen wurden avisiert, und Ambulanz- oder Hausbesuchsdienste gewannen an Bedeutung.

Die Frage der Diagnosestellung war ebenfalls Gegenstand lebhafter Debatten. Einzelne psychiatrische Gesellschaften suchten einheitliche Klassifikationsschemata. Ein zwischen 1929 und 1933 erarbeiteter „Würzburger Schlüssel“ mündete 1933 in einem einheitlichen Diagnosesystem für Deutschland[10]. Er basierte auf früheren Entwürfen (u. a. Kraepelin 1920) und sollte die statistische Erfassung aller psychiatrischen Patienten ermöglichen[10]. Mit diesem Schlaglicht wird deutlich, dass schon in den späten 1920ern die Standardisierung psychiatrischen Wissens und die Vergleiche mit internationalen (insbesondere angloamerikanischen) Klassifikationen eine Rolle spielten.

Gesellschaftliche Wahrnehmung psychisch Kranker

In der Weimarer Republik war das Bild psychisch Kranker nach wie vor von Vorurteilen und Ängsten geprägt. In der Bevölkerung galten psychisch erkrankte Menschen oft als unberechenbar oder minderwertig; gesellschaftliche Stigmatisierung blieb hoch. Der ökonomische Stellenwert therapeutischer Maßnahmen führte dazu, dass Kranke vielfach als „Kostenfaktor“ betrachtet wurden[11]. Aufgrund finanzieller Zwänge durch die Inflation und spätere Wirtschaftskrise entstand eine Tendenz, psychische Erkrankungen zu pathologisieren und möglichst möglichst günstig zu „behandeln“. Zugleich wurden Kriegstraumatisierte („Kriegszitterer“) und Heimkehrer mit Soldatenstatus zunehmend als legitimer Versorgungsfall anerkannt – eine Debatte, die lange Zeit vom Medizinrecht, den Versicherungen und der öffentlichen Meinung begleitet wurde.

Die intellektuelle Elite diskutierte diese Fragen öffentlich: Psychiatrische Laienliteratur, Schauspiel und Presse griffen die Thematik auf (etwa in Romanen oder Filmen über Schizophrenie), wobei zwischen Sozialklassen Unterschiede bestanden. Grundsätzlich war in fortschrittlichen Kreisen – etwa unter Psychiatern, Soziologen und Vertretern reformerischer Parteien – ein wachsendes Interesse an Sozialpsychiatrie zu beobachten. So engagierten sich etwa kommunale Gesundheitsämter und Wohlfahrtsverbände verstärkt für Fürsorgeprogramme und Häusliche Pflege. Andererseits sorgten konservative Stimmen für Kontinuität der traditi­onellen Verwahrungseinweisung. Generell aber mangelte es in der breiten Öffentlichkeit noch an einem positiven Verständnis für psychische Leiden: Psychiatrie wurde weiterhin vielfach mit „Irrenanstalt“ gleichgesetzt und als Randphänomen des Gesundheitswesens wahrgenommen[11].

Politische, wirtschaftliche und kulturelle Einflüsse

Die politischen Umbrüche der Weimarer Zeit wirkten wesentlich auf die Psychiatrie. Die Verfassung von 1919 garantierte soziale Fürsorge, doch reale Reformen waren oft zäh. Das Reichsversorgungsgesetz von 1920 etwa sicherte Kriegsversehrten Rentenansprüche auch bei psychischen Verletzungen. Dieser Rechtsrahmen führte zu einer politisch-medizinischen Debatte über die „Entschädigungswürdigkeit“ von Kriegsneurosen, an der Ärzte wie Karl Bonhoeffer und Arthur Kronfeld beteiligt waren. Wirtschaftlich führte die Hyperinflation (1923) kurzzeitig zu katastrophaler Unterversorgung (Lebensmittelknappheit, ausgehungerte Heimbewohner). In den „Goldenen Zwanzigern“ erholte sich die Finanzierung, woraufhin Ansätze wie Familienbetreuung und Frühentlassung stärker betont wurden[4].

Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 setzte diesen Fortschritt abrupt außer Kraft. Mittelknappheit und Sparmaßnahmen zwangen Kliniken dazu, „freizügige“ Behandlungskonzepte aufzugeben[12]. Neben Budgetkürzungen ließ sich beobachten, dass ein konservativer Ärztestand sich zunehmend politischen Extremen zuwandte: Ein historischer Rückblick konstatiert, dass die Mehrheit der Ärzte in der endenden Weimarzeit konservativ war und sich Offenheit gegenüber nationalsozialistischen Versprechungen zeigte[11]. Auch kulturell reagierte die Psychiatrie auf gesellschaftliche Strömungen: In der literarischen Moderne und im expressionistischen Theater etwa fanden Themen um Irrsinn und Verfall Eingang (z.B. Georg Heym oder Arthur Schnitzler). Generell spiegelte sich der Kulturwandel insofern, als Psychoanalyse und Psychotherapie als Teil einer reformorientierten Heilkunst propagiert wurden, während gleichzeitig nationalistische und „gesundheitsreformerische“ Ideologien (v.a. Rassenhygiene) Fuß fassten.

Frühe Eugenik und Rassenhygiene

Bereits in den 1920er Jahren etablierten sich eugenische Ideen in der psychiatrischen Fachwelt. Psychiatrische Lehrbücher und Fachzeitschriften befürworteten immer stärker eine Selektion „gesundgeborenen Nachwuchses“. Die prominente Abhandlung “Menschliche Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“ von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz (erste Auflage 1921) wurde beispielsweise fast einhellig positiv rezensiert und rasch zum Standardwerk der Rassenhygiene[13]. Psychiater unterstützten dieses Buch mit überwiegend wohlwollenden Rezensionen – eine Praxis, die laut einer Analyse dazu beitrug, die spätere rassenhygienische Gesetzgebung intellektuell vorzubereiten[14].

In der Praxis bedeutete Rassenhygiene für psychische Erkrankungen vor allem die Forderung nach “Erb- und Reinerhaltung“. Man strebte an, potentiell erbkranke Menschen – darunter auch Personen mit schizophrenieartigen Symptomen oder schwerer Intelligenzminderung – aus der Zeugung auszuschließen oder von einer Ehe abzuraten. Die ärztliche Standespolitik begann, sich organisatorisch zu formieren: So gelang es Rüdin, Berufsverbände der Psychiatrie mit rassentheoretischen Gruppen zu verknüpfen (siehe nächste Sektion). 1923 forderten Reichsbehörden erste Vernetzungen von Anstaltsdirektoren zur gegenseitigen Kontrolle der „Erbgesundheit“.

Ein besonders drastisches Beispiel für den Mordgedanken lieferte die Forderung des Psychiaters Alfred Hoche, 1920 – also mitten in der Weimar-Ära – die Tötung so genannten „lebensunwerten Lebens“ zu erlauben[7]. Zwar führte dies nicht unmittelbar zu Gesetzen, doch war es Teil eines geistigen Klimas, in dem die Rechtfertigung von Vernichtungsmaßnahmen diskutiert wurde. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass in den 1920ern die eugenische Debatte über sterilitätspflichtige Verbrechen und später die Tötung Behinderter immer präsenter wurde, sofern auch manche Psychiater humanitär motivierte Einwendungen äußerten.

Wissenschaftliche Debatten und internationale Einflüsse

Die Weimarer Psychiatrie stand zugleich im Austausch mit internationalen Entwicklungen. So begannen deutsche Experten, sich mit der anglo-amerikanischen Psychiatry auseinanderzusetzen. Die Idee psychischer Gesundheitsfürsorge („mental hygiene“) aus den USA fand in Fachkreisen interessierte Beachtung. Die Notwendigkeit einer Klassifikation psychischer Leiden wurde in mehreren Ländern diskutiert, was zur Gründung des deutschen „Würzburger Schlüssels“ führte (s. o.)[10].

Innerhalb Deutschlands selbst gab es intensive wissenschaftliche Debatten: Klassifikationsschemata (Kraepelins Entwurf 1920) wurden kontrovers verhandelt[10], und Fachgesellschaften wie der Deutsche Verein für Psychiatrie forderten schließlich 1931 sogar Gutachten zur Kostensenkung im psychiatrischen Versorgungswesen[11]. Die Grenzen zwischen Psychiatrie, Psychotherapie und Sozialwissenschaft waren fließend: Vertreter der sogen. Sozialpsychiatrie wiesen auf die gesellschaftlichen Ursachen psychischer Störungen hin, während andere auf neurobiologische und genetische Faktoren pochten. International wirkte die deutsche Psychiatrie in gewissem Maß noch als Schulmeister: Die Münchner Akademie um Kraepelin und Rüdin galt in den 1920er Jahren etwa als europäischer Knotenpunkt psychiatrischer Ausbildung. Umgekehrt importierten deutschsprachige Ärzte theoretische Impulse, insbesondere aus dem anglo-amerikanischen Raum (z.B. psychiatrische Sozialpolitik) sowie aus der aufkommenden Psychoanalyse, die in Zentrumsländern wie der Schweiz oder Österreich wurzelte. Nicht zuletzt förderte die Verbesserung der Kommunikationswege – Tagungen, Fachjournale, Austausch mit Harvard- und Londoner Kollegen – einen engen Wissensfluss, der sich im Wirken von Leuten wie Karl Stern (Emigration in die USA) abzeichnete.

Fazit

In den 1920er Jahren befand sich die deutsche Psychiatrie in einem Spannungsfeld zwischen Modernisierung und Reaktion. Einerseits führten Erkenntnisfortschritte zu experimentellen Therapien und Sozialreformbewegungen (z.B. Arbeitstherapie, Frühentlassungen, Ausbau ambulanter Hilfen)[4][5]. Schlüsselpersonen wie Kraepelin und Rüdin erweiterten das Forschungsfeld, und die Gründung spezialisierter Institute 1917/1920 (DFfP, Psychoanalytische Poliklinik) stärkte die wissenschaftliche Basis[1][3]. Gesellschaftlich wurde die Psychiatrie endlich als wichtiger Teil des Gesundheitswesens anerkannt, auch wenn zuweilen eher aus ökonomischen Zwängen (Kosten) denn aus Empathie[11].

Andererseits offenbarten sich fatale Entwicklungen: Die zunehmende Verknüpfung psychiatrischer Wissenschaft mit Rassenhygiene führte in den 1920ern schon in Ansätzen in die falsche Richtung. Forderungen nach der Aussonderung oder gar Vernichtung „unerwünschter“ Menschen nahmen Fahrt auf[7][13]. Zudem wurde die Versorgung psychisch Kranker gegen Ende der Dekade durch globale Krisen wieder konservativer. Die späteren Verbrechen (1930er) waren demnach keine plötzliche Neuerung, sondern eine Radikalisierung bereits vorhandener Denkweisen. Für die Weimarer Zeit bleibt damit ein zwiespältiges Bild: bedeutende Reformimpulse und echte Fortschritte standen neben ideologischen Vorläufern der schlimmsten Verirrungen der Psychiatrie. Die sorgfältige historische Aufarbeitung dieser Epoche zeigt, wie eng Wissenschaft, Politik und Gesellschaft verzahnt sind, und mahnt zur Reflexion über ethische Grenzen psychiatrischer Praxis und Forschung.

Literaturverzeichnis

·         DGPPN (Hrsg.): 175 Jahre psychiatrische Fachgesellschaften in Deutschland. Berlin 2017.

·         Ankele, Monika: The patient’s view of occupational therapy: The Hamburg-Langenhorn Asylum during the Weimar Period. In: Waltraud Ernst (Hrsg.), Arbeit, Psychiatrie und Gesellschaft 1750–2000. Manchester University Press 2016, S. 238–261.

·         Fangerau, Heinz / Müller, Isabelle: Das Standardwerk der Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Urteil der Psychiatrie und Neurologie 1921–1940. Der Nervenarzt 73 (2002), S. 1039–1046.

·         Berliner Psychoanalytisches Institut. In: Gale Encyclopedia of Psychology. (Online)

·         Zentrum für Psychiatrie Emmendingen: Geschichte (Online-Artikel). (Abgerufen am [Datum]).


[1] [2] [6] [8] [9] [10] [11] dgppn.de

https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/d236aa5d3d496368c2a1f8551d992c983914f2cb/2017-06-29_Festschrift_175_Jahre_DGPPN.pdf

[3] Berliner Psychoanalytisches Institut | Encyclopedia.com

https://www.encyclopedia.com/psychology/dictionaries-thesauruses-pictures-and-press-releases/berliner-psychoanalytisches-institut

[4] [7] [12] Geschichte | Zentrum für Psychiatrie Emmendingen

https://www.zfp-emmendingen.de/geschichte

[5] (PDF) The patient's view of occupational therapy: The Hamburg-Langenhorn Asylum during the Weimar Period. In: Ernst, Waltraud (Hg.): Work, Psychiatry and Society, cc. 1750-2000. Manchester: Manchester University Press 2016, S. 238-261.

https://www.academia.edu/34784112/The_patients_view_of_occupational_therapy_The_Hamburg_Langenhorn_Asylum_during_the_Weimar_Period_In_Ernst_Waltraud_Hg_Work_Psychiatry_and_Society_cc_1750_2000_Manchester_Manchester_University_Press_2016_S_238_261

[13] [14] Das Standardwerk der Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Urteil der Psychiatrie und Neurologie 1921–1940 | Der Nervenarzt

https://link.springer.com/article/10.1007/s00115-002-1421-1

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