Donnerstag, 9. Dezember 2010

eportfolio-Eintrag6

Die Elbphilharmonie

Die Elbphilharmonie auf dem Kaiserspeicher wird nach ihrer Fertigstellung ein neues Wahrzeichen Hamburgs. Sie wird sowohl ein gesellschaftliches, kulturelles wie auch alltägliches Zentrum der Stadt.

Kurze Geschichte

Im September 2001 wurde als Ergebnis eines Internationalen Realisierungswettbewerb für den Umbau des Kaispeichers A das Konzept MediaCityPort vorgestellt. Es sollte ein Start-up-Zentrum für neue Medien werden, indem auch eine noch nicht existierende Medien-Akademie, untergebracht werden sollte.
Es sollten auch Wohnlofts und eine 6000 Quadratmeter große Wellness-Landschaft entstehen.
350 Millionen Mark veranschlagte das Investorenkonsortium Euroland für dieses Konzept. Insgesamt sollten 55000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen.
In der Wettbewerbsausschreibung für Architekten wurde auf den bauhistorischen Wert des Kaispeichers hingewiesen, jedoch vernachlässigte ein Großteil der internationalen Stararchitekten in ihren Entwürfen die Historie des Baus. Das Hauptproblem des Wettbewerbs war, dass er keine überzeugenden sondern nur passable Lösungen hervorbrachte. Schließlich sollte der Bau nicht nur ein Wahrzeichen der sich entwickelnden HafenCity sondern ganz Hamburgs werden. Die Öffentlichkeit forderte vehement, dass auf diesem prominenten Baugrund ein öffentliches Gebäude, vergleichbar mit anderen internationalen Wahrzeichen, entsteht.
Das Platzen der Internetblase Anfang des Jahrtausends verhinderte den für 2002 geplanten Baubeginn, da sich die vorgesehenen Mieter in einer finanziellen Krise befanden. Ein Medienzentrum in durchschnittlicher „Verpackung“ erwies sich als unverkäuflich.
Das Scheitern des Projekts bestätigte Kritiker am Gesamtkonzept HafenCity. Wenn die Stadt es nicht einmal schaffte, den Signalbau für die ganze weitere Entwicklung zu realisieren, wie wolle sie dann das 5 Milliarden Euro Projekt über einem Zeitraum von 20 Jahren zum Laufen bringen?
Politiker und Zuständige für das Projekt konnten sich unter realpolitischen Zwängen für keine Lösung entscheiden. Die Skepsis des Senats blieb auch mit dem Regierungswechsel im Oktober 2001 erhalten.
Erst als die renommierten Architekten Herzog & de Meuron die Ausarbeitung des Projekts übernahmen, begann sich die Meinungslage zu ändern. Der hamburger Projektentwickler Alexander Gerard hatte Ende 2002 seine einstigen Studienkollegen aus Zürich, Jacques Herzog und Pierre de Meuron gefragt, ob sie es sich vorstellen könnten, trotz des entschiedenen Wettbewerbs für einen MediaCityPort  an einer Konzerthauslösung mitzuarbeiten.
Ende Juni 2003 präsentierte Alexander Gerard sein Konzept der Elbphilharmonie.
Der Entwurf des Architekten Pierre de Meuron vom Basler Büro Herzog & de Meuron ist in leicht abgewandelter und fortentwickelter Form heute im Bau.
Den Planern und Architekten war bewusst, dass nur sensationelle Architektur  und die kulturelle Nutzung dieser, eine entsprechende Signalwirkung entfalten würde. Das Kaiserhöft würde ein Ort für alle Hamburger werden und gleichzeitig Touristen und internationale Investoren für die HafenCity begeistern.
Von Anfang an bestand die Idee darin, den Kaispeicher so zu konzipieren, dass der Verkauf von Luxuswohnungen und der Bau eines Hotels mit Parkhaus die Konzerträume finanzieren würden.
Nachdem die ursprünglichen Pläne für einen MediaCityPort  und andere Planungen verworfen und gestoppt wurden, erklärte der Erste Bürgermeister Ole von Beust im Dezember 2003 seine Unterstützung für das Projekt Elbphilarmonie. Nun war aus der Idee ein offizielles Senatsprojekt mit breiter öffentlicher Unterstützung geworden. Jedoch gab es baurechtliche,  technische und finanzielle Hürden zu nehmen. Um die Interessen der Stadt zu bündeln, setzte der Senat im Mai 2004 den Geschäftsführer der stadteigenen Projekt Realisierungsgesellschaft, ReGe Hamburg, Hartmut Wegener, als Projektkoordinator für die Elbphilharmonie und damit als Bauherrn ein. Im Sommer 2005 präsentierte die ReGe eine Machbarkeitsstudie.
Es wurde eine europaweite Investorensuche durchgeführt. Die Bietergemeinschaft IQ², bestehend aus Hochtief und Commerz Real AG, setzte sich im  Herbst 2006 durch.
Der Plan sah wie folgt aus: Das Investorenkonsortium baut die Elbphilharmonie für die Stadt zu einem Festpreis in einem gesicherten zeitlichen Rahmen und verpflichtet sich, den hohen Anspruch an die Bauqualität umzusetzen sowie auf 20 Jahre die Wartung des Gebäudes und die hochwertige Verpachtung der kommerziellen Bereiche zu garantieren. Die Stadt bleibt Eigentümerin, jedoch mit Ausnahme des Wohnbereichs.

Der Finanzierungsplan sah stets privates Engagement vor. Aus diesem Grund wurde Ende 2005 wurde die Stiftung Elbphilharmonie bei der M.M Warburg Bank und der HSH Nordbank gegründet. Die Öffentlichkeit war fasziniert von dem Projekt, und spendete entsprechend. Die Summe der eingegangenen Spenden betrug bis Juni 2010 circa 68 Millionen Euro.
Zunächst gingen die Planungen davon aus, dass die Errichtung der Elbphilharmonie die Stadtkasse mit keinem Euro belasten würde, insofern der Senat den Investoren das auf 36 Millionen Euro geschätzte Grundstück zur Verfügung stelle. Die Kostenansätze für das Bauprojekt stiegen in mehreren Schritten auf ca. 242 Millionen Euro, von denen die Stadt ca. 115 Millionen aufbringen sollte. Die bezifferte Summe wurde von der Bürgerschaft bewilligt. Jedoch stiegen die Kosten weiter: Bei Nachverhandlungen wurde im November 2008 ein Kostenanteil für die Freie und Hansestadt Hamburg in Höhe von 323 Millionen Euro ausgehandelt. Wegen der massiven Kostensteigerungen musste der  ReGe-Chef Hartmut Wegener seinen Posten räumen und Heribert Leutner nahm seinen Platz ein.

Anfang 2010 wurden erneut Nachforderungen geltend gemacht und eine Terminverschiebung für die Fertigstellung des Baus auf 2013 bekannt gegeben. In der Öffentlichkeit wurden Stimmen laut, die die undurchsichtigen Verhandlungen zwischen Stadt und Konsortium, sowie die Baudauer kritisierten. Im Mai 2010 wurde daher auf Antrag der SPD ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, welcher den Vorwurf einer vertrakten Kosten- und Vertragsstruktur sowie der mangelhaften Unterrichtung der Bürgerschaft durch den Senat überprüfen soll.
Die Montage der Fensterelemente begann im Jahre 2009. Das Richtfest fand nach rund dreijähriger Bauzeit vom 28. bis 30. Mai 2010 statt.


Architektur und Nutzung

















Die fortschreitenden Bauarbeiten lassen das Gesamtkonzept schon heute erkennen. Zu sehen ist ein gläserner Aufbau mit einer gewölbten Dachform. Die Glasfassade stellt eine Besonderheit dar: Sie wird bei Fertigstellung aus 1089 einzelnen Glaselementen bestehen, die jeweils unterschiedlich beschichtet und bedruckt sind, zudem sind sie individuell gewölbt. Je nach Lichteinfall wird die Fassade ihre Umgebung verschiedenartig reflektieren.
Der bestehende, und zuvor entkernte, backsteinerne Sockel des Kaispeichers und der neuartige Aufbau haben eine Höhe von rund 110 Metern, verteilt auf 26 Geschosse.
Auf einem Großteil der Fläche des Sockelbaus wird ein Parkhaus mit 510 Stellplätzen untergebracht .

Wie auf der Grafik zu erkennen, führt eine ca. 80 Meter lange und gebogene Rolltreppe vom Eingang hin zur in 37 Meter Höhe gelegenen Aussichtsplattform (Plaza), die sich am Platz des ehemaligen Daches befindet. Die umlaufende Plaza ist öffentlich zugänglich und dient als Verbindung zwischen den einsehbaren Ebenen des Foyers der Philharmonie, den Restaurants, dem 250 Zimmer umfassenden Vier-Sterne-Hotel sowie den Eingängen zu den 47 Wohneinheiten. Von der Plaza aus bietet sich ein Rundumblick auf Hamburg.
Die Grafik zeigt ebenfalls den im Zentrum des neuen Aufbaus befindlichen großen Konzertsaal mit geplanten 2150 Sitzplätzen. Der Saal ist nach der Weinberg-Architektur konzipiert, wobei sich die Bühne im Zentrum und die Ränge steil und aufeinander gelagert und ringsherum befinden. Die Bühne soll von allen Plätzen gleich gut sichtbar sein. Auch eine Orgel wird zum Repertoir des Saals gehören, der nicht ausschließlich für klassische Musik sondern auch zur Aufführung anderer Musikrichtungen genutzt werden soll. Schräg unter dem großen Saal befindet sich der Kleine Saal, der 550 Menschen Platz bietet und vielseitig nutzbar sein soll. Im Grundbau des Kaispeichers gibt es noch einen dritten Saal mit 170 Sitzplätzen.
Das Akustikkonzept aller drei Säle stammt von Yasuhisa Toyota, der bereits Konzepte von ca. vier Dutzend Konzerthäusern und Hallen erstellt hat.


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